mars-mellows: ein geschenk

 

elias schneitter, nach einer idee von reinhold

 

bereits die erste überraschung, dass der rote planet bedeutend kleiner ist als unsere erde, aber ein kriegsgott, dessen haut so blutrot ist, muss nicht immer groß und mächtig sein wie die vorstellung

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aufgeblasene luftballone sind sternschnuppen.

darum sollte man die augen - wie in der kindheit -  ganz schnell schließen und einen wunsch in den himmel schicken.

 

mars-mellows in schotenform, fern der heimat als botschaft für ein lagerfeuer bei sternklarer nacht samt friedenspfeife und musik aus südamerikanischen wäldern. 

weiße ballons als kontrast auf rotem grund, dem so viel blutrünstigkeit aus der fremde zugedacht wurde.

 

zwei monde, phobos und deimos, oder die beiden weltraum-kartoffel, tragen die last von „furcht“ und „schrecken“ - jedenfalls in der griechischen mythologie. 

ist die reise zu diesem unheimlichen planeten eine flucht, fragst du mich am sonntag nachmittag bei schwarzwälder kirsch und feigenkaffe.

 

wir installieren sternschnuppen aus plastik, dreihundert stück an der zahl. 

auch plastik ist ein naturprodukt, beharrst du jetzt schon seit jahren auf dieser klarstellung.

gibt’s dort oben, so weit weg von uns - zumindest dreißig jahre weit, wie du sagst - auch schwarzwälder-kirsch und feigenkaffee?

 

ist die bezeichnung der beiden trabanten als  weltraum-kartoffel eine erste freundliche annäherung an eine jahrtausendalte mythologie mit bösen vorzeichen.

sternschnuppen, 300 mars-mellows, lagerfeuer, schwarzwälderkirsch und feigenkaffee erwarten die astronauten in ihren raumanzügen mit rucksäcken, während sie sich dort einer neuen heimat nähern - fast wie die weltraumkartoffel, die ihrem planeten auch immer näher rücken, 9 meter jedes jahr, um dann in 40 millionen jahren mit ihm ganz zu verschmelzen.

 

die gezeitenkräfte verringen allmählich die entfernung, sofern die berechnungen keine hirngespinste sind.

jedenfalls wäre ein dienstag im monat märz der rechte zeitpunkt für die landung dort oben bei schwarzwälder-kirsch, feigenkaffe unter den sternschnuppen des mars-mellow-valleys, ganz ohne aberglaube.

 

3.märz.06

mars-mellows: Ein mögliches Friedenssymbol

 

Martin Kolozs

 

Als 1938 Orson Welles mit dem Hörspiel „Krieg der Welten“ auf Sendung ging und den amerikanischen Zuhörern vor ihren Apparaten Angst mit der Meldung machte, dass Marsmenschen auf der Erde gelandet wären und mit der Unterwerfung des Planeten begonnen hatten, flüchteten, zwischen neun Uhr abends New Yorker Zeit und der Frühe des nächsten Tages, wie Howard Koch berichtete, Männer, Frauen und Kinder in Dutzenden von Städten im ganzen Land vor Dingen, die nur in ihrer Phantasie existieren. Alle Welt war der Meinung, die Besucher vom roten Planeten, der nach dem römischen Kriegsgott benannt ist, könnten nur feindliche Absichten haben und wären nur deshalb den weiten Weg gekommen, um die gesamte menschliche Zivilisation in Schutt und Asch zu legen.

 

Was Herbert George Wells, der Autor des gleichnamigen Buches, über diese unerwartete Reaktion auf seinen ganz und gar fiktiven Stoff gedacht hat, ist nicht überliefert, aber es wird ihn wohl gefreut haben, dass seine vierzig Jahre zuvor entstandene Geschichte noch solches Interesse weckte. Vielleicht wäre er sogar, hätte er, wie sein Protagonist aus seinem zweiten berühmten Roman „Die Zeitmaschine“, die Möglichkeit dazu gehabt, in die Zukunft gereist und hätte wieder vierzig Jahre später, also 1978, den gleichen Versuch wie Orson Welles unternommen, die Weltbevölkerung in Angst und Schrecken vor den Außerirdischen zu versetzen. Freilich hätte er, sollte er das Experiment im Medium Film gemacht haben, um eine kleine eigene Variable einzubauen, Steven Spielberg den Wind aus den Segeln für seine Adaption des Stoffs genommen und den Kinobesuchern des Jahres 2005 dankenswerterweise einen auf der Flucht befindlichen Scientologen erspart.

 

Wäre H. G. Wells allerdings ein Spielverderber gewesen, hätte er seine Zeitreise zu den Zeitpunkt gemacht, als er 1898 „Krieg der Welten“ schrieb, und in einen Nebensatz erwähnt, dass die Raumschiffe, mit welchen die Invasion gestartet wurde, über und über mit bunten Ballons geschmückt waren, die im Landeanflug nervös in der Luft peitschten und sich weich und quietschvergnüglich anfühlten.

 

In diesem Fall wäre zweifelsfrei alles anders geworden: Erstens hätte der junge Orson Welles unter Umständen nicht so schnell oder gar keine Berühmtheit erlangt, und hätte folglich weder seinen „Citizen Kane“ noch „Der dritte Mann“ gedreht. Was eine negative Auswirkung des Umschreibens gewesen wäre. Zweitens wäre der aktuelle Actionfilm mit  Tom Cruise in der Hauptrolle nicht produziert worden, weil niemand eine Bedrohung durch  Luftballone ernst nehmen würde. Was eine verträgliche Konsequenz aus dem Wandel von „Krieg der Welten“ zu „Frieden zwischen den Welten“ darstellen würde.

 

Aber Vorsicht, so harmlos diese Luftballons an der Außenhülle der interstellaren Fahrzeuge auch aussehen mögen, sie könnten mit Giftgas gefüllt sein; womit die Menschen wieder blind in alle Richtungen zu fliehen beginnen, zu Fuß, im Auto oder auf dem Fahrrad.